rabenviech

Eigentlich schreibe ich Abends. Es heißt ja auch Abendplausch.
Heute abend ist jedoch der Gruppenabend des Hospizvereins, in dem ich Mitglied bin. Die Hospizarbeit, die Sterbebegleitung und die Trauerbegleitung sind mir wichtig, also gehe ich hin und schreibe früher.

Es gibt Erlebnisse, die den Tag besonders machen.
Dieses Besondere ist sicherlich für jede/n etwas anderes.
Bei mir haben diese Erlebnisse meistens mit der Natur, mit Tieren, Pflanzen, Wolken und Meer zu tun.Wolken gibt es gerade zu viele, so viele, das man vor lauter Wolken den Himmel nicht sieht; Meer leider zu wenig. Das Münsterland ist einige Kilometer von der Küste entfernt. Pflanzen, ja, die gibt es in ausreichendem Maße hier, Tiere auch.

Naturgemäß sieht man in unserer Gegend häufig den von mir so sehr geliebten Graureiher. Entweder segelt er am Himmel durch das graue Wolkengespinst oder er steht mit seinen langen Beinen in der Wiese und schaut entspannt nach der nächsten Maus, dem nächsten Frosch. Eine andere Möglichkeit ihn zu sehen, sind die Flüße hier im Umkreis, an deren Ufern er, geduldig auf Fische wartend, zu finden ist. Heute war es jedoch nicht der Reiher sondern ein spezielle, große Krähe, die ich bei meinem Hundegang getroffen habe.

Diese Krähe hat vereinzelt weiße Federn in Flügeln und Schwanz, die in dem tiefen Schwarz des übrigen Gefieders wie helle Zeichen oder Symbole wirken. Es gibt mittlerweile noch einige andere, etwas kleinere Rabenvögel mit hellen Federn, also muss diese auffällige Krähe wohl Nachwuchs in die Welt gesetzt haben, was mich sehr freut. Ich mag diesen besonderen Vogel. Ich sollte ihm möglicherweise einen Namen geben? Ich treffe ihn schließlich fast jeden Tag. Und wenn man sich so oft begegnet, sich quasi kennt, sich also auf eine bestimmte Art nahe ist, dann sollte man oder frau auch wissen wie man sein Gegenüber anzusprechen hat.

Er ist schlau wie alle Krähen und mutig. Heute morgen saß er zunächst mit anderen seiner Art zusammen im Feld während ich mit den Hunden dort entlang ging. Alle waren war sehr beschäftigt. Es war früh, ich nehme an die Familie hat gemeinsam gefrühstückt.
Plötzlich flog er auf und stieß direkt vor mir hoch in die Luft. Die anderen Krähen blieben sitzen und widmeten sich weiter ihrer Morgenbeschäftigung.

Mit lauten Geschrei stieg er immer höher, ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm mit den Augen zu folgen und bekam ein wunderbares Spektakel zu sehen. Diese große und schöne Krähe vertrieb sehr energisch einen über mir im Aufwind segelnden Bussard.
Der Raubvogel wurde immer und immer wieder angegriffen, von Oben, von Unten, von der Seite, immer wieder stieß die Krähe auf ihn ein und jagte den Bussard erst einige Bäume dann einige Felder weiter, bis er für mich nicht mehr zu sehen war. Mich hat die Vehemenz des Angriffs ein wenig verwundert, denn ich kenne diese Verhaltensweise bei Rabenvögeln nur während der Brut und Aufzugszeit.
Aber nun…. die schöne große Krähe mit den vereinzelten weißen Federn in Flügel und Schwanz kehrte zurück und gesellte sich wieder zum Rest der schwarzgefiederten Familie. Einen Namen habe ich jetzt auch für ihn, ich nenne ihn Hugin.
Odin kam mir als erstes in den Sinn aber einer von Odins Raben heißt Hugin.

(Laut Wikipedia gehört Hugin (isländisch: Huginn) zum altnordischen Verb huga „denken“, das stammverwandte Substantiv hugi „Gedanke, Sinn“ ist seinerseits die Grundlage für den Namen Hugin. Munin (isländisch: Muninn) gehört zum altnordischen Verb muna „gedenken, sich erinnern“.)

Hugin passt.

Autor: Anna Schüler

Kunst Bilder und Worte Mail: anna.schueler@gmx.de Fon: 01737077553

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