trauerbegleitung


Vor ca. 3 Jahren beschloss ich Trauerbegleiterin zu werden und nun weiß ich nicht mehr, ob ich das wirklich sein will. Und wenn, unter welchen Bedingungen.
Ich bin kein Mensch für Gruppen und Vereine, meide Menschenmengen weitestgehend und bemühe mich, dass meiste, was mich bewegt, mit mir selber zu klären.
Letztens habe ich noch – sehr frustriert übrigens und wütend – gesagt: „ok, ich bin nicht anpassungsfähig, nicht teamfähig. „
Doch das stimmt nicht. Ich bin autark, selbstständig und ich kann mich hervorragend an wechselnde Umstände anpassen. Außerdem halte ich mich definitiv für teamfähig aber es kommt auf das Team an und ja, grundsätzlich arbeite ich am liebsten allein.
Ich schreibe diesen Blog für mich, als ein Tagebuch. Dass ich ein paar Leser und Leserinnen habe, die mein Tagebuch lesen, finde ich schön. Ich lese auch gern in Blogs über die Erlebnisse oder Gedanken, die andere Menschen mit mir und mit vielen anderen teilen, auch wenn ich nicht immer kommentiere oder Sterne verteile.
Lange hab ich mit einigen Dingen schon zu kämpfen aber ich gehe davon aus, das ich nicht die Einzige bin. Jede und jeder, der mitliest und sich möglicherweise erkennt sei mir ein unbekannter Freund, eine unbekannte Freundin.
Obwohl es mir eigentlich gut geht und ich ein fröhlicher Mensch bin, der auch jede Menge Spaß hat, vor allem, nachdem meine Familienmitglieder wieder genesen sind, werde ich vom Leben immer wieder darauf hingewiesen, das in mir ein tiefer Schmerz verborgen ist. Ich habe ihn vor mehr als 20 Jahren in einer Therapie verarbeitet und gut verpackt in ein Schränkchen in den hintersten Raum meiner Seele gelegt. Dachte ich!

Zwischendurch lässt er sich immer mal kurz blicken, sticht ein wenig wie um mich daran zu erinnern, dass er noch da ist und auch niemals verschwinden wird. Aber das tangiert mich nicht sehr. Das ist eben so und ich kann damit leben. Er gehört zu mir wie ein alter Freund, auch wenn ich ihn nicht permanent um mich haben will aber wir kennen uns halt schon lange und wissen miteinander umzugehen.
Während der Ausbildung zur Trauerbegleiterin, die ich machte, um ein Traueratelier ins Leben zurufen, kam er wieder hoch, diesmal jedoch massiv. Die Zeit, in der ich diesen Kurs gemacht habe, war denkbar ungünstig. Zuerst eine schwere Erkrankung im näheren Familienkreis, dann meine Tochter, die in der Zeit mit Op und Chemo zu kämpfen hatte. Ich hatte mich aber angemeldet, wollte diesen Kurs nicht ausfallen lassen und was ich will, das ziehe ich auch durch. Ich hielt mich für belastbar.
Was ich nicht beachtet hatte, war das das Trauma des Verlustes aller meiner /unserer Bezugspersonen bis zu meinem 22 Lebensjahr (meine Schwester war noch jünger) jede Möglichkeit wahrnimmt, sich in Erinnerung zu rufen. Sich unausweichlich aufdrängt, wie ein nerviger Verwandter. Mein Vater lebte zu der Zeit noch, war aber quasi nicht vorhanden. Er hat immer schon viel gearbeitet. Nach dem Tode unserer Mutter dann wurde es dann noch mehr. Es wurde nicht darüber gesprochen, nicht gemeinsam getrauert oder zusammen geweint.
Es war als wäre nichts geschehen. Möglicherweise wollte ich deswegen unbedingt Trauerbegleiterin werden, ein Traueratelier anbieten? Keine Ahnung.

In den einzelnen Kursblöcken der Ausbildung zur Trauerbegleiterin ist jedoch einer, dessen Wirksamkeit ich unterschätzt hatte. Das Thema eigene Trauererlebnisse wird eingeläutet durch eine Rückführungsmeditation zur eigenen Trauerbiografie. Sehr ungünstig, denn ich falle leicht in Trance, in meditative Zustände. Die viele Übung im schamanischen Reisen hilft da sehr was ich eigentlich begrüße aber ich konnte in diesem Fall die Tiefe der Meditation nicht steuern oder kontrollieren. Als ich merkte, wohin das ganze führt, war es schon zu spät.
Dank meiner Gefährten und Gefährtinnen in dieser Ausbildung und dank zweier wunderbarere Dozent*innen wurde meine Trauer und Tränenflut mit ausgehalten und gelindert. Ich habe den Kurs abgeschlossen. Ich sage ja, wenn ich etwas will halte ich durch. Manchmal ist das eine nicht so hilfreiche Eigenschaft! Aber die Idee mit dem Traueratelier ist längst noch nicht abgehakt und mein Durchhaltewille kann auch in diesem Fall hilfreich sein.

Nach der Ausbildung war auch alles ok, ich hatte viel zu arbeiten, was immer eine Hilfe ist, ablenkt und auch Spaß macht. Ich hatte die Kontrolle über meinen Schmerz zurück.
Was ich aber nicht beachtet hatte, war, dass die Meditation bis in die Tiefe gegangen war und dieser Schmerz wie eine offene Wunde zurückgeblieben war, verdeckt durch einen zarten Gazeverband aber durchlässig.
Im Nachhinein muss ich feststellen, dass es besser gewesen wäre, wenn mich jemand ernsthaft vor der Ausbildung gewarnt hätte. Ich hätte sie verschieben können. Meine familiäre Situation war bekannt, meine Ärztin hat mich gefragt, ob ich das wirklich machen will, ich habe ja gesagt. Allerdings wäre ich von den Menschen, die sich, wie ich vermute, mit den Inhalten dieser Ausbildung auskennen, auf die ich mich verlassen habe, gern auf diese speziellen Ausbildungsinhalte hingewiesen worden. Ich hätte es auch begrüßt, wenn es danach für mich eine Supervision gegeben hätte, das wäre vermutlich sehr hilfreich gewesen. In anderen Fällen wird sehr schnell eine Supervision vorgeschlagen. Aber niemand kam auf die Idee, ich leider auch nicht.
Leider war es auch schwer meine Bitte auf eine Pause, mündlich und schriftlich formuliert, zu respektieren und anzunehmen. Schade!

Ich weiß wieder, dass mein Schmerz ein Teil von mir ist, zu mir gehört. Wir kennen uns, wie bereits erwähnt schon lange. Mehr als 40 Jahre! Man gewöhnt sich aneinander. Ich weiß, das meine Malerei genauso wie mein Drang zu schreiben der Teil in mir ist, der sich immer wieder damit auseinandersetzt, sich manchmal auch aus dem Schmerz selber speist
Würde mich jemand fragen, ob ich, um dem Schmerz aus dem Weg zu gehen, mit der Malerei aufhören, das Schreiben lassen würde, ich würde ihm einen Vogel zeigen. Dieser Schmerz lässt sich durch Malen oder Schreiben erfassen, wahrnehmen und von außen betrachten. Und aushalten, sogar gut aushalten. Er ist da, er wird bleiben, er gehört zu mir aber er muss sich nicht dauernd aufdrängen!
Ich kann mit ihm leben. Normalerweise. Wenn ich Ich bin und mich nicht anpasse an die Normen anderer. Seien es Privatpersonen, Vereine oder Organisationen.

Malen und Schreiben. Die beiden sind meine besten Freunde, sind Heiler, Tröster und Analytiker gleichzeitig. Und nun, da ich endlich den Abstand habe, den ich brauchte und immer noch brauche, gelingt es wieder alles mit Distanz zu betrachten, in Ruhe und mit der Selbstsicherheit, die es mir erlaubt zu erkennen, das die Fehler auf meiner Seite gelegen haben.
Diese Fehler passieren mir nicht wieder. Es waren Fehler, die ich sicherlich kein zweites Mal mache. Ich bin lernfähig!
Es waren zuletzt all die kleinen Niggeligkeiten, lächelnd servierte Bosheit und Spitzen, die mich dazu brachten, wenn auch vielleicht etwas rüde, mich von Situationen und Menschen zu trennen, die mir zu wider waren und /oder sind.
Aber im Endeffekt habe ich selber es zugelassen, das meine Grenzen überschritten werden. Ich habe mich angepasst und zu einigen Dingen geschwiegen, weil ich glaubte, es sei notwendig. Ich hatte zu große Erwartungen, auch an mich selber. Ich habe mich in Menschen getäuscht. Nun gut, kann passieren.

Vor ca 3 Jahren beschloss ich Trauerbegleiterin zu werden und nun weiß ich nicht mehr, ob ich das wirklich sein will. Nicht, weil ich diese Aufgabe nicht mehr mag oder sie nicht bewältigen könnte. Nein, weil zuviel anderes daran hängt und ich mich nicht zurücknehmen will, nicht anpassen will an Strukturen, die mich einschränken, die von mir Verhaltensweisen erwarten, die ich nicht im meinem Repertoire habe und die ich auch nicht erlernen möchte.

English version

About 3 years ago I decided to become a grief counsellor and now I don’t know if I really want to be one anymore. And if so under what conditions.
I’m not a friend of groups and organisations, I avoid crowds as far as possible and I try to sort most of my concerns out on my own.
Recently I said – very frustrated and angry, by the way – ‘ok, I’m not adaptable, not a team player. ‘
But that’s not true. I’m self-sufficient, independent and I’m excellent at adjusting to changing circumstances. I also think I’m definitely a team player, but it depends on the team and yes, I generally prefer to work alone.
I write this blog for myself, as a diary. I like the fact that I have a few readers who read my diary. I also enjoy reading blogs about the experiences or thoughts that other people share with me and with many others, even if I don’t always comment or give out stars.
I’ve struggled with some things for a long time, but I assume that I’m not the only one. Everyone who reads along and possibly recognises themselves is an unknown friend to me.

Although I am actually doing well and am a cheerful person who also has a lot of fun, especially after my family members have recovered, life keeps reminding me that there is deep grief hidden inside me. I worked through this pain more than 20 years ago in therapy and packed it away in a cupboard at the back of my soul. I thought I did!

Every now and then, it pops up briefly, as if to remind me that it is still there and will never go away. But that doesn’t affect me much. That’s just the way it is and I can live with it. He belongs to me like an old friend, even if I don’t want him around me all the time, but we’ve known each other for a long time and know how to deal with each other.
During my training as a grief counsellor, which I did in order to set up a grief studio, he came up again, but this time in a big way. The time when I did this course was very unfortunate. Firstly, my sister was seriously ill and then my daughter, who was having surgery and chemotherapy at the time. But I had signed up, didn’t want to miss this course and what I wanted to do, I would do.
I thought I was resilient enough.

What I hadn’t realised was that the trauma of losing all of my/our relatives up to the age of 22 (my sister was even younger) takes up every opportunity to remind itself. Imposing itself inescapably, like an unwelcome relative. My father was still alive at the time, but he was practically non-existent. He had always worked a lot. After our mother had passed away, it became even more so. We didn’t talk about it, we didn’t grieve together or cry together.
It was as if nothing had happened. Maybe that’s why I really wanted to become a grief counsellor, to offer a grief workshop? I have no idea.

However, in the individual blocks of the grief counsellor training course, there is one whose effectiveness I had underestimated. The topic of personal experiences of grief is introduced by a meditation on returning to one’s own grief biography. Very unfortunate, because I easily fall into a trance, into a meditative state. A lot of practice in shamanic journeying helps a lot, which I actually welcome, but in this case I couldn’t control the depth of the meditation. By the time I realised where it was all leading, it was already too late.

Thanks to my companions and companions in this training and thanks to two wonderful teachers, my grief and flood of tears was endured and soothed.
I have completed the course. Yes, when I want something I persevere. Sometimes that’s not such a helpful quality! But the idea of the grief studio is far from over and my perseverance can also be helpful in this case.
After the training, everything was ok. I had a lot of work to do, which is always a help, distracting and also fun.
I had taken back control of my pain.
But what I hadn’t realised was that the meditation had gone deep and this pain had remained like an open wound, covered by a delicate layer of gauze but permeable. With hindsight, I realise that it would have been better if someone had seriously warned me about the training. I could have postponed it. My family situation was known, my doctor asked me if I really wanted to do it and I said yes. However, I would have liked to have been made aware of these special training contents by the people who, I assume, are familiar with the contents of this training, on whom I had relied. I would also have welcomed it if there had been supervision for me afterwards, that would probably have been very helpful. In other cases, supervision is suggested very quickly. But nobody came up with the idea, unfortunately neither did I.
Unfortunately, it was also apparently difficult to respect and accept my request for a pause, both verbally and in writing. Too bad!

I know again that my grief is a part of me, that it belongs to me.
As already mentioned, we have known each other for a long time. More than 40 years! One gets used to each other.
I know that my painting, just like my urge to write, is the part of me that deals with it again and again, that sometimes is fed by the pain itself.
If someone asked me whether I would stop painting and stop writing in order to avoid the pain, I would show them a bird. This pain can be captured, perceived and viewed from the outside through painting or writing. And it can be tolerated, even well tolerated. It is there, it will stay, it belongs to me but it doesn’t have to impose itself on me all the time!
I can live with it. Normally. If I am myself and don’t conform to the norms of others. Be it private individuals, clubs or organisations.

Painting and writing.
These both are my best friends, they are healers, comforters and analysers at the same time. And now that I finally have the space I needed and still need, I can look at everything from a distance again, in peace and with the self-assurance that allows me to recognise that the mistakes were on my side.
These mistakes won’t happen to me again. They were mistakes that I certainly won’t make a second time. I am able to learn!
In the end, it was all the little niggles, malice served up with a smile, and points that led me, although perhaps somewhat rudely, to separate myself from situations and people that were and/or are too disgusting for me.
And in the end, I myself allowed my boundaries to be crossed. I accepted things and kept quiet about some of them because I thought it was necessary. I had too high expectations, even of myself. I was wrong about people. Well, that can happen.

About 3 years ago I decided to become a grief counsellor and now I don’t know if I really want to be one. Not because I no longer like this role or can’t handle it. No, because there are too many other things involved and I don’t want to take myself back, I don’t want to fit in with structures that restrict me, that expect behaviours from me that I don’t have in my repertoire and that I don’t want to learn either.

Danke für’s Lesen und bis dahin….
Leben, lieben, lachen und das Atmen nicht vergessen!

Thanks for reading and until then….Live, love, laugh and don’t forget to breathe!

Anna

PS: Ich nutze übrigens KI für die Übersetzungen. Deepl übersetzt schneller als ich , ist allerdings manchmal für meinen Geschmack etwas gestelzt und so überarbeite ich die Übersetzung noch mal.

glück und leid und anderes

sind zwei interessante Gefühlszustände. Ich frage mich gerade allerdings was genau wohl das Gegenteil von Glück ist. Ist es wirklich Leid oder ganz einfach Unglück?
Es ist nicht Abend sondern nachmittags, es regnet in Strömen und nachdem ich die Vögel in meiner Voliere draußen mit frischem Futter versorgt habe, sitze ich nun an meiner Tastatur.
Es ist vieles in Arbeit und auch so einiges in Planung. Die Hospizgruppe Selm feiert ihr zwanzigjähriges Jubliläum und da sind manch aufgregende Dinge auf der Agenda, die es zu erledigen gilt. Und so lese ich, recherchiere, tippe und manchmal kommen plötzlich und unerwartet Fragen auf. Wie auch jetzt haben diese Fragen nicht unbedingt etwas mit meiner aktuellen Arbeit zu tun aber dafür gibt es meinen Abendplausch, in dem ich munter laut vor mich hindenken/hintexten kann und von Hölzken auf Stöcksken kommen darf.
Ist Glück also die Abwesenheit von Unglück oder ein magischer Zustand, den man oder frau nur erreicht nach Jahren der Askese und regelmäßiger Meditation?
Glück kann man haben oder sich erarbeiten.
Man kann im Lotto gewinnen, das wäre dann Glück haben. Allerdings hat man wohl auch Glück gehabt, wenn man oder auch frau einem Unglück entkommen ist. Oder wenn man nach der Hunderunde gerade so eben wieder Zuhause angekommen ist bevor der Hagelschauer eingesetzt hat. Dann hat man oder auch frau Glück gehabt. Oder sich erarbeitet? Im weitesten Sinne, möglicherweise.
Auf jedenfall Wert, weiter drüber nachzudenken.

Aber mal was anderes
Ich scrolle auf FB und auch auf Instagram zur Unterhaltung und oft aus Neugier…. und ständig sehe ich bewegte Bilder, also kleine Filme, gelegentlich auch Fotos. Das freut mich dann immer für einen Moment aber dann kommt der nächste Film. Man nennt es, glaube ich, Reel. Immer unterlegt mit Musik, meist redet auch noch jemand. Menschen mit lauter Stimme wollen mir etwas verkaufen, mich von etwas überzeugen. Sie wollen mir ihre Hunde und Katzen, ihre Gärten und ihre Wohnungen zeigen. Auch was sie kochen, essen und trinken scheint von Relevanz zu sein, der Kaffee in einer hübschen Tasse, nett mit aufgeschäumter Milch. Warum nur muss das alles als vertontes Filmchen gezeigt werden?

Am Anfang, als die Videos und Reels aufkamen, war das was besonderes und nett. Mittlerweile wird man überhäuft mit Filmen, geradezu überrollt von jedem, der meint, ohne sein Produkt wäre das Leben nicht lebenswert und er müsse das unbedingt der Welt mit einem Film mitteilen. Und nicht nur das Produkt erscheint, nein die Socialmedia Welt ist mittlerweile voll von Möchtegerndarstellern und Hobbyschauspielern, die begeistert in die Kamera blicken und ihre Botschaft der Welt mitteilen.

Nunja….musste mal gesagt werden

😉

Ich mach jetzt auch Reels 😀



Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten